Emil Christian Hansens arkiv

1885-10-21

Afsender

Louis Aubry

Modtager

Emil Chr. Hansen

Dokumentindhold

Aubry skriver igen om uenighederne mellem forsøgsstationerne i München og Berlin. Det er lykkedes ham at overbevise flere store bryggerier om fordelene ved rendyrket gær. Hansen har lavet forsøg på Carlsberg med gær fra München. Aubry er misundelig på Hansens arbejdsforhold og samarbejdet med Carlsberg Bryggeri. Bryggerierne i München-området er åbenbart lidt tunge at danse med. Der er blevet bygget en ny gærkælder til forsøg på Forsøgsstationen. Aubry vil gerne eksperimentere med indvirkningen af uluftet urt på gæren. Carl Jacobsen har været til generalforsamling i München. Aubry er uenig med ham, hvad angår bygkernernes spiring.

Transskription

München, den 21. Okt. 1885
 
                          Herrn Dr. E. Chr. Hansen
                          Carlsberg
Geehrter Herr College!
 
                          Ihre lieben Zeilen vom 2. ds wären schon längst beantwortet, wenn nicht allerlei Arbeit & Abhaltungen dazu gekommen wären die mich hinderten.
                          Empfangen Sie besten Dank für die gute Aufnahme welche Sie Hr Marx angedeihen ließen.
                          Es hat mich recht gefreut daß Sie mit meiner seinerzeitigen Replik an Delbrück einverstanden sind. Ich konnte ja keinen anderen Standpunkt vertreten als den Ihrigen u. das was ich gesagt habe war meine volle Überzeugung u. ist sie noch heute & wenn es mir auch nicht gelungen ist Delbrück zu überzeugen der über alles erhaben ist was gründliche Forschung außerhalb seiner Station gefunden hat, so hoffe ich doch erreicht zu haben einen guten Theil der blinden Anhänger der Hayduck-Delbrück’schen Phrasen zum Nachdenken gebracht zu haben. Eine große Anzahl von Brauern die früher blindlings den oft sehr gewagten Ratschlägen der Versuchsstation in Berlin folgten kommt jetzt auch zu uns.
                          Sie sind zu gütig, indem Sie mein Verdienst für die Einführung der reinen Hefe besonders betonen. Als ich die 
 
 
Bedeutung der Reinhefe für die Brauerei übersah war es ja meine Pflicht, von der Stelle aus die ich einnehme für die Sache zu wirken. Es ist mir, nicht ohne große Mühe u. manchen vergeblichen Versuch, gelungen hervorragende Brauer zu überzeugen u. es sind jetzt mehrere Großbrauereien bereits begeisterte Anhänger der Reinhefe geworden. Unser Münchner Spatenbräu hat heuer nicht nur vorzügliches sondern auch sehr haltbares Bier u. verdankt das vorherrschend der Verwendung von Reinhefe. Die Braumeister machen nebenbei ein vorzügliches Hefegeschäft u. wenn die Station auch keinen materiellen Vortheil davon hat, ist doch das Bewustsein eines erzielten Erfolges viel werth.
                          Die Mittheilung von den mit unserer Reinhefe gemachten Proben in Carlsberg war mir sehr intereßant. Gerade jene Hefe wird jetzt am meisten verlangt, weil sie die für unsere bayerischen Verhältniße paßenden Eigenschaften hat & die Anfragen drängen sich maßenhaft an uns heran. Leider kann ich denselben nicht vollkommen gerecht werden da eine Maße Einrichtungen erforderlich sind u. ich mit Verhältnißen hier kämpfe von welchen Sie in schöner Harmonie u. Anlehnung mit Carlsbergs Brauerei keinen Begriff haben können. Nach wiederholtem Anlauf wurde mir eine entsprechende Erweiterung des Laboratoriums genehmigt, die ehen ihrer Vollendung entgegen geht.
                          In einem neu angelegten Gärkeller sollen die Gärversuche auch ausgeführt werden von welchen ich Ihnen bereits berichtete u. ich bin gern bereit die Experimente fortzusetzen,
 
 
welche sich auf den Einfluß nicht gelüfteter Würze auf die Hefe beziehen, wenn Sie uns die Arbeit überlaßen wollen. Aßistent Dr. Will ist sehr tüchtig u. mir eine große Stütze geworden. Allmählig bekommt er auch mehr Begriff von der Praxis u. ist schon zur Überzeugung gekommen, daß man viel aus der Praxis lernen kann. Im Anfang litt er etwas an Selbstüberschätzung, eine Krankheit die ihm noch manchmal Beschwerden macht.
                          Sie erwähnten Emmerich’s Hefeuntersuchungen vom hygienischen Institute hier. Da sind wirklich manche Verirrungen vorgekommen. Das genannte Laboratorium hat auch durch Versuche festgestellt daß Hayduck’s Gärkraftbestimmung ebenso genaue Resultate giebt als Meißl’s u. erstere eingeführt! Über Ansichten läßt sich nicht reden!!
                          Sie erwähnten ein französisches Büchlein von Neu-Carlsberg herausgegeben das von der Hefereinzüchtung spricht. Könnten Sie mir ein Exemplar gegen Nachnahme senden laßen? Herr Jacobsen jun. war hier zur Generalversammlung u. theilte mir von seinem projektierten chem. Laboratorium u. dem Engagement Knudsen mit, sowie daß er bereits Hefe reinzüchtet. Sonst schien er mir verschloßener als sonst. Betreffend Gerstekeimung war ich in einer Sitzung anderer Ansicht als er u. habe das deutlich zum Ausdruck gebracht.
                          Doch was kümmert uns weiter aller Streit auf dieser jämmerlichen Erde! Laßen wir die Leuchte wißenschaftlicher Harmonie u. harmonischen Zusammenwirkens auf dem Gebiete der Forschung das wir bearbeiten nicht erlöschen
 
 
u. wir werden die Freude an der Arbeit nicht verlieren u. uns über manche Schwierigkeiten die uns die Menschen bereiten hinweg helfen.
                          Die herzlichsten Grüße von Haus zu Haus indem ich stets verbleibe
                          Ihr
                          hochachtungsvollst ergebener
                          Aubry
PS. Sollte Herr Marx noch dort sein
so bitte um Übergabe inliegender
Karte. Zum Voraus besten Dank!
dO [der Obige] 

Fakta

PDF
Brev
Tysk
München
Brevpapir fra Wissenschaftliche Station für Brauerei in München
København
Det Kongelige Bibliotek, NKS 4069 4° 
Forsøgsstationen i Berlin, Gær, Gærforsøg, Gærkælder, Rendyrkning, Uenigheder München-Berlin