1887-02-09
Afsender
Louis Aubry
Modtager
Emil Chr. Hansen
Dokumentindhold
Hansen lykønskes med guldmedaljen fra Société d’Encouragement. Aubry glæder sig over J. C. og Carl Jacobsens forsoning, men spekulerer over, om den mon holder; og over, at Hansen vil lade sine nyeste rapporter udkomme på tysk. Han ser også frem til Hansens besøg senere på året, så han har en ligesindet at diskutere med. Forsøgene med luftet urts indvirkning på gæren skrider ikke rigtig fremad. Aubry er dog overbevist om fordelene ved luftning. Tanker om fordele og ulemper ved fabriksmæssig fremstilling af ren gær på de store bryggerier. Utilfredshed med den redaktionelle linje på Zeitschrift für das gesamte Brauwesen.
Transskription
München, den 9. Febr. 1887
Sehr geehrter Herr College!
Eine lange Zeit habe ich Ihnen keine Nachricht zukommen laßen u. bitte Sie dieses gütigst entschuldigen zu wollen. Ich habe bei der Eigenartigkeit uss [unseres] Institutes u. dem Umfange welchem daßelbe hat so außerordentlich wenig Zeit für mich übrig u. dabei verfliegen mir die Wochen daß ich oft erschrecke wenn mir nach längerer Zeit eine, vermeintlich kaum aufgeschobene, Beantwortung wieder auffällt.
Gestatten Sie mir nachträglich u. herzlichst Ihnen für die von der Société d’Encouragement durch Verleihung der goldenen Medaille gewordene gebührende Auszeichnung meinen Glückwunsch zu senden. Sie haben dieselbe wohlverdient!
Es war mir sehr erfreulich von der Versöhnung der Herren Jacobsen Vater & Sohn zu hören. Ob es wohl Bestand haben wird? Ich würde das den beiden Familien von Herzen wünschen u. gewiß würden die beiden Männer, indem sie sich freundlich rathend & berathend zur Seite stehen noch viel mehr Gutes bewirken als das einzeln geschah.
Ihre Absicht, von den nächsten in Aussicht gestellten Arbeiten auch in deutscher Sprache erscheinen zu laßen, begrüße ich freudigst u. stehe Ihnen selbstverständlich soweit immer möglich mit Rat & That zur Seite. Jetzt habe ich durch beßere Arbeitsvertheilung im Laboratorium mich einigermaßen zu entlasten gesucht u., wenn mir auch noch vieles selbst zu thun übrig bleiben wird, hoffe ich doch mehr Muße zu bekommen u. kann eine regere Correspondenz mit Ihnen unterhalten.
Wie sehr erfreut mich die Aussicht Sie bei uns begrüßen zu dürfen! Man kann da manches miteinander plaudern u. Ansichten u. Erfahrungen austauschen, was mündlich nicht so angeht. Oft habe ich den lebhaften Wunsch gehegt Sie näher bei uns zu wißen. Ich finde leider nicht immer das was ich an Ihnen sehr geehrter Freund so hoch schätze, jenen bescheidenen Ausdruck des Wissens der den Austausch u. die Förderung der guten Sache sehr erleichtert. Im Laboratorium muß ich leider einzelnen Mitarbeitern gegenüber allzu sehr als Vorstand gegenüber stehen, wo ich gern als freundlich gesinnter Mitarbeiter dem Gefühle nach lieber erschiene; aber die gute Sache erfordert, daß ich das Opfer bringe u., wer weiß wie ich ringen mußte um die Station in die Praxis einzuführen u. einzuleben, wird begreifen daß ich sie nicht gern in ungesunde Bahnen treten sehe.
Das ist der Grund warum ich noch immer an der ursprünglichen Organisation der Station in Vereinigung der physiologischen u. chemischen Abtheilung festhalte, weil durch Trennung leicht ein Auseinandergehen der Zielpunkte und der Zusammenhang des Zusammengehörigen eintreten könnte. Dabei erwächst mir natürlich viel Arbeit u. auch viel Verdruß.
Was die Arbeit über den Einfluß der Lüftung auf die Hefe hinsichtlich ihrer späteren Wirkung betrifft, muß ich Ihnen leider mittheilen daß daran nicht viel geschehen ist. Der gute Wille meinerseits genügt nicht immer um alle Hinderniße zu beseitigen, somit sind es nur Bruchstücke die als gelegentliche Beobachtungen gesammelt wurden. In Anbetracht der Wichtigkeit des Gegenstandes habe ich die Frage heuer in den Versuchsplan eingesetzt u. hoffe daß sofort nach Ostern, wenn nicht früher, mit einigen systematischen Versuchen begonnen werden kann d. h. [das heißt] wenn nicht inzwischen durch Ihre Forschungen eine Bearbeitung der Frage unserseits unnöthig machen.
Das was ich Ihnen seinerzeit schon mündlich mitgetheilt habe, u. was ich ohne von Ihren diesbezüglichen Beobachtungen Kenntniß zu haben gefunden, hat sich wiederholt bestätiget. Wir hatten besonders in der ersten Zeit unsere Hefen in schlecht gelüfteten Würzen vermehrt u. dabei stets
durch zwei bis drei Gärungen schwierige Klärung u. auffallende Formveränderungen der Hefen, die sich wieder gaben. Es ist aber nicht jede Heferaße gleich u. einzelne scheinen viel empfindlicher zu sein. Einen Beweis für die gute Wirkung der Lüftung kann man häufig aus der Praxis entnehmen. Ich habe die Überzeugung daß manchmal die Gärungen beßer wären, wenn die Hefe nicht Mangel an Luft litte u. dauernd schlechte Lüftung die Klärfähigkeit vermindert.
Es ist selbstverständlich daß, wenn Sie meiner Beobachtungen gedenken wollen, Ihnen das mit Vergnügen gewährt ist.
Der Gedanke der fabrikmäßigen Hefenerzeugung in größeren Brauereien einzuführen ist sehr gut u. wird sich vielleicht auch durchführen laßen, aber nur dann kann die Sache wirklich Nutzen für die Praxis schaffen wenn die Controlle in verständigere Hände gelegt wird als es jetzt die in unseren meisten größeren Brauereien Hefehandel treibenden Braumeister sind. Durch geschäftsmäßige Behandlung der Sache würde die Reinhefe leicht in ein schiefes Licht gestellt werden u. die Braumeister würden bald noch weniger an den Vortheil der Reinhefe glauben als sie es jetzt thun. Ich meine es muß die Einführung der fabrikmäßigen Darstellung mit aller Überlegung u. Reserve geschehen u. ist
Ihnen meine Unterstützung gewiß. Ebenso kann ich von Lintner behaupten daß er Ihre Bestrebungen fördern wird. Holzner scheint sich um Reinhefe u. Physiologie der Hefe merkwürdigerweise nicht zu kümmern. Unsere Einrichtungen u. unser Arbeiten in dieser Richtung hat er noch nicht einmal des Besuches gewürdiget u. im Unterricht der Brauer[1] macht er mit ein paar Sätzen ab, was für die jungen Brauer heute wohl das Wichtigste wäre.
Ueber das von Ihnen angeregte Kapitel der Zeitschr. f. d. ges. Brauwesen[2] ist es ganz begreiflich daß Sie sich ärgern u. Sie können glauben: ich ärgere mich sehr oft. Die Zeitschrift ist jetzt derart redigiert, wie sie es nie war. Eine Summe der schönsten u. lehrreichsten Arbeiten werden unerwähnt gelaßen u. solche wie die ”Ludwigs” nimmt man in extenso auf, ohne irgend welche Bemerkung. Lintner läßt in diesen Punkte Holzner frei gewähren u. ich stehe machtlos gegenüber, weil ich dem guten Lintner keinen Verdruß bereiten will. Anläßlich einiger wie ich glaube ganz gerechtfertigter Erinnerungen wegen allzu häufig und rücksichtslos geführter Polemiken in der Zeitschrift, stehe ich auf etwas gespanntem Fuße mit Holzner. Leider ist Holzner mehr Jurist geworden u. könnte so viel Gutes wirken wenn er beim Fach bliebe. Ich spreche das aus dem Herz an
u. in Vertrauen zu Ihnen!
Oldenbourg ist als Verleger äußerst coulant u. wird Ihnen gewiß gute Bedingungen machen. Wünschen Sie vielleicht daß ich einmal mit ihm spreche? Sie dürften mir dann nur etwa Umfang u. gewünschte Ausstattung Ihrer Arbeit angeben.
Bei mir zu Hause geht es Gottlob gut, das Kind gedeiht u. macht mir viele Freüde. Ich hoffe dass es auch Ihrer Frau Gemahlin und Söhnchen sowie Ihnen gut geht u. wir senden die herzlichsten Grüße von Haus zu Haus.
Bitte mir auch gelegentlich Herrn Grönlund zu grüßen!
Ihr
ganz ergebener Freund
Aubry
PS. Unter Kreuzband erhalten Sie uss [unseres] letzten Geschäftsbericht.
dO [der Obige]
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